Ausstellung
Corinne Wasmuht – Supracity

Corinne Wasmuht, Supracity, Ausstellungsansicht, Haus am Waldsee, 2009, Foto: Bernd Borchardt

Corinne Wasmuht

Supracity

11.12.2009 – 21.2.2010

Das Haus am Waldsee stellt mit „Corinne Wasmuht – Supracity“ die 1964 in Deutschland geborene, in Argentinien aufgewachsene und heute in Berlin lebende Malerin zum ersten Mal in einer Berliner Institution vor.

In den 90er Jahren trat Wasmuht mit dschungelartigen Ölgemälden erstmals an die Öffentlichkeit. In psychedelischer Manier eröffnete sie bunte, organische Bildwelten, die grenzenlos und utopisch anmuten. Motivketten und Wiederholungen wirken wie ein Vorgeschmack wissenschaftlich manipulierter Natur. Bereits während des Studiums hatte Wasmuht dabei eine Arbeitstechnik entwickelt, die ihre Sammellust, Akribie und Freude an Kombinatorik auf einzigartige Weise vereinte. Sie collagierte mit Klebstoff und Schere aus hunderten von Fotografien, die sie aus Zeitschriften, Büchern, Zeitungen und Katalogen zu Themen wie „Haare“, „Pillen“, „Gewalt“ oder „Kosmos“ zusammensammelte, Vorlagen für ihre Ölmalerei. Übersetzt in Malerei verliert das visuelle Ergebnis jeden Anklang an Fragment, Dekonstruktion oder Neukomposition. Als Malerei entwickeln die Bilder große Homogenität, die mit den absurd sich spiegelnden Inhalten in Kontrast stehen.

Auch wenn die Vorlagen inzwischen digitalisiert am Bildschirm nach eigenen Fotografien entstehen, so beschleunigt sich Wasmuhts altmeisterliche Manier des großformatigen Ölgemäldes auf Holz kaum. Nach wie vor schafft sie nicht mehr als fünf Bilder im Jahr. Motive, die zunächst psychedelisch-visionär anmuteten, wenden sich seit Beginn der 2000er Jahre mehr dem belebten, absurd dicht erscheinenden Stadtraum sowie der Landschaft zu.

Unzeitgemäße Langsamkeit paart sich bei Wasmuht mit einer Ikonografie der Schnelllebigkeit. Ihre Arbeitsweise und Bildaussage stehen konträr zueinander. In kaum zu überbietender Sorgfalt schafft Wasmuht visuelle Räume, die sich wie im Gedächtnis spiegeln, pixelartig wie auf einem Bildschirm aufbauen und an anderer Stelle auflösen. Traumgleiche Tiefenräume entstehen, die hinter dem Dahinter ein weiteres Dahinter und ein dichtes Neben-, Über-, und Miteinander suggerieren. Unendliche Facetten zivilisierten Stadtlebens werden sichtbar. Mit demselben Blick zwischen Aufbau und Zerfall wendet sich die Künstlerin in den jüngsten Werken der Natur zu.

Von Anfang an bezieht Wasmuht mit ihrer Malerei eine einzigartige Position im Umfeld der europäischen zeitgenössischen Malerei. Im Haus am Waldsee werden neue und ältere Arbeiten zu sehen sein, die zwischen 1995 und 2009 entstanden sind. Die Ausstellung wird in erweiterter Form ab März 2010 in der Kunsthalle Nürnberg zu sehen sein.

Nach einem Studium der Malerei in Düsseldorf, lebt und arbeitet Corinne Wasmuht seit 2005 in Berlin. Seit 2007 nimmt sie eine Professur an der Akademie Karlsruhe wahr.

Die Ausstellung wurde von Katja Blomberg kuratiert. Ein Katalog erschien in deutscher und englischer Sprache im Verlag Walther König.

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