Ausstellung
Ernst Wilhelm Nay und die Farbe. Bilder der 60er Jahre

Ernst Wilhelm Nay und die Farbe. Bilder der 60er Jahre, Ausstellungsansicht, Haus am Waldsee, 2009, Foto: Bernd Borchardt

Ernst Wilhelm Nay und die Farbe.

Bilder der 60er Jahre

8.5. – 9.8.2009

Voll glühender Intelligenz und innerer Weisheit triumphieren Ernst Wilhelm Nays (1902 – 1968) späte Bilder über das Leben. Mit dieser Ausstellung breitet das Haus am Waldsee die Essenz eines international bedeutenden Werkes aus, das in den späten 60er Jahren kulminierte und bis heute nachwirkt. Ernst Wilhelm Nay war 1952 bereits mit seiner ersten großen Retrospektive zu Gast im Haus am Waldsee. Seit der Gedenkausstellung in der Neuen National Galerie Berlin, 1969, gab es hier keine institutionelle Ausstellung mehr.

Im Zentrum der aktuellen Schau stehen einundzwanzig großformatige Gemälde sowie zehn Aquarelle aus den letzten Lebensjahren. In dieser Zeit entwickelt Nay eine Strahlkraft, die beispiellos ist in der deutschen Kunstgeschichte der Nachkriegszeit. Die Farben finden flächig und rein in organischen Formen zusammen: ein helles Gelb, Orange und Rot. Violett, Rot, Grün und Gelb. Dazwischen weiße Leerstellen, als wären die ineinander fließenden Formen ausgeschnitten. Mit großer innerer Zuversicht schafft Nay diese Bilder in einer Zeit, in der die amerikanische Popart, Werbung und Design, die deutsche Kunst zu dominieren begann. Sie stellte das Leben aus einer Haltung der Ironie berechenbar und kalkulierbar dar. Das genaue Gegenteil ist das Anliegen der Kunst von Ernst Wilhelm Nay.
Nach seinem spektakulären Auftritt bei der documenta III im Jahr 1964 fühlt sich der Künstler mehr und mehr aus dem Ausstellungsbetrieb in Deutschland verdrängt. Gerade in den beiden Jahren vor seinem frühen Tod 1968 kommt dabei die Frucht seiner konsequenten Haltung zu voller Reife. Nay ist einer der wenigen, denen es vergönnt war ein spirituell abgerundetes Spätwerk zu schaffen.

Die aktuelle Schau nutzt den historischen Abstand und stellt Nay als herausragenden Koloristen und wichtigsten abstrakten Nachkriegskünstler in der Nachfolge von Matisse, Klee und Munch neu vor. Ernst Wilhelm Nay wurde 1902 in Berlin geboren. Er besuchte das Gymnasium in Steglitz, studierte in den 20er Jahren bei Carl Hofer an der Berliner Hochschule der Künste, reiste nach Paris, erhielt 1931 ein mehrmonatiges Stipendium für die Villa Massimo in Rom und stellte 1933 in den führenden Berliner Galerien Flechtheim und Cassierer aus. 1937 war er ein von Kritikern und Museumsdirektoren gefeierter Nachwuchskünstler von 35 Jahren. Es ist zugleich jenes Jahr in dem zehn seiner Gemälde als „entartet“ von den Nationalsozialisten beschlagnahmt wurden. Nay erhielt Ausstellungsverbot. Während mehrerer Aufenthalte in Norwegen, konnte er dennoch weiterarbeiten bevor 1940 der Wehrmachtsdienst folgte. Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelte Nay zunächst in den Taunus über. 1949 zog er mit seiner zweiten Ehefrau Elisabeth nach Köln. 1952 zeigte das Haus am Waldsee mit 137 Gemälde, Zeichnungen und Gouachen eine Überblicksschau und rehabilitierte Nay als einen der wichtigsten deutschen Maler der Jahrhundertmitte.

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft von Christina Rau.

Film: Impressionen der Ausstellung im Haus am Waldsee

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