Ausstellung
Junko Wada – Sommergast

Junko Wada, Maerzmusik, 12 Stunden,  Haus der Berliner Festspiele, Foto: Andrea Schomburg

Junko Wada

Sommergast

14.8. – 24.8.2014

PERFORMATIVE MALEREI

Auf den ersten Blick muten Junko Wadas (*1955 Tokio, lebt in Berlin) Malereien wie die japanisch aufgeladenen Wiedergeburten des französischen Impressionismus an. Als Künstlerin und Tänzerin ausgebildet, entstehen ihre Bilder jedoch aus dem Gestus des seit dem Zweiten Weltkrieg in Japan entstandenen improvisierten Avantgarde-Tanzes Butoh heraus. Wadas malerisches Werk, das für kurze 10 Tage im Haus am Waldsee zum ersten Mal in Berlin breit vorgestellt wird, reflektiert so den Zwischenraum zwischen Körperbewegung und Malerei. Dabei kontrahiert Wada aus der individuellen Geste heraus überindividuelle und überzeitliche Werte unserer menschlichen Existenz.

Im späten 19. Jahrhundert beginnt der intensive Kulturaustausch zwischen Japan und Europa. Die französischen Impressionisten, allen voran Claude Monet, sammeln japanische Holzschnitte und verarbeiten sie in ihren Bildern. Umgekehrt bestimmt in Japan die europäische Malerei das Bild einer zunehmend internationalisierten Gesellschaft. Akademien werden gegründet. Künstler übernehmen die Technik der Ölmalerei. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg besinnen sich fortschrittlich gestimmte Künstler im Umfeld der Gruppe GUTAI wieder der eigenen kulturellen Wurzeln. In diese Zeit des künstlerischen Aufbruchs wird Junko Wada in Tokio geboren. Sie studiert in den 1970er Jahren Tanz und Malerei und tritt bald mit Tanzperformances international hervor.

Die Ausstellung zeigt eine Video Dokumentation (2012), die zu Ehren des 2011 verstorbenen Klang-Künstlers und Freundes Rolf Julius im Haus der Berliner Festspiele entstand und acht Stunden dauerte. Das daraus resultierende Gemälde, „Mon 9“, ist im großen Raum auf der linken Seite zu sehen. Wada hat es nach der Performance Schicht um Schicht weiter bearbeitet. Wie bei allen ihren Gemälden stellt sich bei eingehender Betrachtung auch hier eine dreidimensionale, illusionistische Wirkung ein, die ohne jede optische Manipulation entsteht.

Junko Wada arbeitet mit rasch trocknenden Acryl Farben. Ihre Farbpalette ist ungewöhnlich reich. Sie ergibt im Gesamtbild eine flirrende, sehr lebendige Harmonie, die durch das ineinander wirken der Farben zu den Elementen Licht, Feuer und Wasser tendiert. Der Gestus des Schlagens und Tupfens im Arbeitsprozess erscheint im japanischen Zusammenhang fließender Tuschemalerei zunächst ungewöhnlich, sie lässt sich jedoch mit freieren Formen japanischer Kalligrafie-Performances in Verbindung bringen.

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