Christiane Löhr
Immer wieder überrascht die Bildhauerin Christiane Löhr (*1965) durch besonderen Mut zum kleinen Format. Statt großer Gesten und raumfüllender Installationen messen ihre sorgfältig gebauten Miniaturplastiken aus wilden, trockenen Gräsern, Kletten, Samenständen und Tierhaaren nur wenige Zentimeter. Konsequent greift die Künstlerin zu nachwachsenden Rohstoffen, die sie sichtet, erntet und ordnet, bevor sie über Statik, Farbe und Form reflektierend in den Werkprozess einsteigt. Das Ergebnis sind zarte, fast transparente Gebilde oder auch kompakte Formen, die, mit feiner Präzision aus vielen Elementen aufgebaut, kleinste geometrische Ordnungen der Natur vor Augen führen. Auf dieser Basis hat sich Löhr in den vergangenen zwanzig Jahren eine höchst eigenständige Position im zeitgenössischen Kunstgeschehen erarbeitet.
Harald Szeemann hatte die Künstlerin 2001 bereits auf die 49. Biennale von Venedig eingeladen. Nach Ausstellungen in Japan, den USA, Italien, der Schweiz und in zahlreichen deutschen Institutionen widmete ihr 2020 der italienische Arte-Povera-Spezialist, Germano Celant (1940–2020), anlässlich einer Ausstellung in Mailand einen seiner letzten Texte. Christiane Löhr lebt und arbeitet in Prato / Florenz und in Köln.