Ausstellung
Leiko Ikemura – … und plötzlich dreht der Wind

Leiko Ikemura … und plötzlich dreht der Wind, Installationsansicht, Haus am Waldsee, 2016, Foto: Roman März

Leiko Ikemura

... und plötzlich dreht der Wind

19.2. – 17.4.2016

Die Ausstellung … und plötzlich dreht der Wind verbildlicht den politisch-philosophischen Diskurs der japanischen Künstlerin Leiko Ikemura seit 2006. Gezeigt werden Landschaften, Gesichter, Figuren und Pflanzen, die in unterschiedlichen Medien unter dem Eindruck von persönlichem Verlust (Tod der Mutter) sowie der Katastrophe von Fukushima entstanden sind. Die Menschheit sei, so Ikemura, heute an einem Wendepunkt angelangt. Latent wachse das Gefühl der Bedrohung. Die Frage, wie sie sich in einer globalisierten, von Kriegen und Völkerwanderungen gezeichneten Zeit als Künstlerin weiter behaupten kann, steht für Ikemura im Raum.

Nach dem Studium der spanischen Literatur und Kunst in Granada und Sevilla sowie einem mehrjährigen Aufenthalt in der Schweiz lebt die Künstlerin seit Mitte der 1980er-Jahre in Köln und Berlin. In Berlin lehrte Ikemura nicht nur über zwanzig Jahre an der Universität der Künste Malerei, sondern konnte von hier aus auch eine international wahrgenommene Karriere aufbauen, die fernöstliche und westliche Kunstauffassungen auf subtile Weise ineinander spiegelt. Größere Einzel- und Gruppenausstellungen fanden in Museen im gesamten deutschsprachigen Raum sowie in Japan und Australien statt. Nach ihrem zweiwöchigen Kurzauftritt Prelude im Haus am Waldsee im August 2015, bei dem zwei Zeichnungsserien Seite an Seite mit Originalen von Utagawa Hiroshige aus dem 19. Jahrhundert sehen waren, kann das Haus nun die erste institutionelle Einzelausstellung von Leiko Ikemura in Berlin zeigen.

Seit über drei Jahrzehnten reflektiert die Künstlerin in ihrem Werk über Fremdheit und Zerrissenheit. Ihre melancholisch gestimmten Gemälde und Plastiken liefern jedoch kaum direkte Antworten. Nach einer langen Phase, in der sich Ikemura künstlerisch intensiv mit der europäischen Kunstgeschichte auseinandergesetzt hat, lassen sich die jüngeren ausgestellten Werke eher als Metaphern für überzeitliche philosophische Werte lesen, die in der europäischen und asiatischen Geistesgeschichte bis in die Antike zurückreichen. So hebt Ikemura ihre Motive stets auf eine Ebene, auf der die Welt als offener Ort innerer Transformation begriffen wird. Damit nimmt sie, deutlicher als in früheren Werkphasen, wieder spirituelle japanische Traditionslinien auf, die sie nun souverän mit westlichen Kunstauffassungen mischen kann.

Ein Katalog in Deutsch und Englisch ist im Verlag Walther König erschienen.

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