Ausstellung
Via Lewandowsky – Applaus

Via Lewandowsky

Applaus

9.11. – 28.12.2008

Via Lewandowsky (geboren 1962 in Dresden) sorgt dafür, dass im leeren Ausstellungshaus akustisch ein großes Publikum anwesend ist. Laut hörbar applaudieren Besucher einer Ausstellung, die nicht sichtbar ist. Damit kehrt sich Kritik – im Sinne von Huldigung und Belobigung der Kunst – um und thematisiert auf ironische Weise den zunehmend wichtiger werdenden Aspekt der gesellschaftlichen Funktion von Kunst. Vorgeführt wird die Idee des Applauses als Übernahme aus nicht museumsbedingten Kontexten. Normalerweise wird nach dem Besuch einer Ausstellung nicht applaudiert.

Als Claqueure wählte Lewandowsky Personen aus dem unmittelbaren Umfeld der Kunst: Sammler, Kuratoren, Kritiker, Museumsdirektoren und Kulturpolitiker.

Die Installation besteht aus 96 Konzertlautsprechern. Sie bespielen alle 11 Räume auf zwei Etagen des Hauses am Waldsee. Von einer zentralen computergesteuerten Anlage aus werden die Aufnahmen von jeweils einer applaudierenden Person geloopt, verdoppelt und in unterschiedlichen Längen an- und abschwellend als Symphonie wiedergegeben. Das „Beifallorchester“ verdichtet Lewandowsky von Zeit zu Zeit, indem er jedem Lautsprecher eine oder mehrere Personen zuweist. Dazwischen bespielt er aber auch immer wieder nur einzelne Lautsprecher, die so dialogische Sequenzen, Stille oder kleine oder größere Gruppen bilden. Als Höhepunkt füllt der tobende Beifall aller „Anwesenden“ das gesamte Haus.

Lewandowsky ignoriert in den mit Veranstaltungstechnik ausgestatteten Räumen bewusst die museale Konvention des Gegenüber von Betrachter und Kunstwerk. Der Betrachter befindet sich inmitten einer technischen Installation. Alle Lautsprecher, Kabel und die Steuertechnik bleiben sichtbar.

Die Ausstellung ist kuratiert von Dr. Katja Blomberg. Der Katalog zur Ausstellung mit einem Gespräch zwischen Via Lewandowsky und Durs Grünbein ist im Walter König Verlag erschienen.

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