Ausstellung
Albrecht Schnider – Am Ereignishorizont

Albrecht Schnider, Am Ereignishorizont, Ausstellungsansicht, Haus am Waldsee, 2011, Foto: Bernd Borchardt

Albrecht Schnider

Am Ereignishorizont

22.4. – 19.6.2011

Als einer der herausragenden Schweizer Künstler der Gegenwart lebt und arbeitet Albrecht Schnider (*1958) seit Ende der 90er Jahre in Berlin. Hier ist er vor allem als Maler bekannt geworden. Das Haus am Waldsee richtet ihm unter dem Titel „Am Ereignishorizont“ die erste Überblicksausstellung mit Arbeiten aus den vergangenen fünfzehn Jahren ein, die neben Gemälden auch Zeichnungen, Skizzenbücher und Plastiken vorstellt.

Die Ausstellung will das Modellhafte der Kunst von Albrecht Schnider deutlich machen und zeigen, dass eine zeitgemäße Analogie zur Naturwissenschaft im künstlerischen Denken möglich ist, ohne neue Medien zu bedienen.
Die Ausstellung setzt mit einem abstrakten Gemälde aus dem Jahr 1997 ein. Hier wird das Thema Landschaft in mehreren, aufrecht schillernden Formen angedeutet, das dann im Hauptausstellungsraum mit Blick in den Park zu einer Gesamtinstallation vor getönten Wänden ausgebreitet wird. Der Betrachter wird mit der Ambivalenz malerischer Formen konfrontiert, die sich bei Schnider aus der Linie heraus aufbauen und durch Spiegelungen, Leere und Fülle sowie Positiv- und Negativeffekte starke Räumlichkeit entwickeln. In den oberen Ausstellungsräumen entstehen intensive Dialoge zwischen Zeichnung, Plastik, Skizzenbuch und Gemälde.

Der Titel „Am Ereignishorizont“ verweist auf Schniders besonderes philosophisch-naturwissenschaftliches Interesse an den Rändern der Wahrnehmung. In der allgemeinen Relativitätstheorie bildet der „Ereignishorizont“ die Grenze für Informationen und Zusammenhänge, die sich aus der Struktur der Raumzeit und den Gesetzen der Physik, insbesondere in Bezug auf die Lichtgeschwindigkeit ergibt. Schniders Arbeit setzt an, wo das physikalisch-visuelle Spektrum endet. Aus der Überzeugung heraus, dass jenseits intellektuellen Kalküls und physikalisch messbarer Raumzeitzusammenhänge, Wahrnehmbarkeit nicht endet, sondern Energien durch die Spontaneität der Kunst und die Intuition des Menschen Sichtbarkeit erlangen können, arbeitet er an der Grenze des „Ereignishorizontes“, an dem Zeit und Raum aufhören zu sein.

Schnider steht mit diesem Ansatz in der Tradition der „Écriture Automatique“ eines Malers wie André Masson oder einer an den Kräften der Natur orientierten, poetischen Plastik Hans Arps. Die Suche nach Quellen einer neuen Bildsprache, die das Ungreifbare ins Visuelle überträgt, ist sein Anliegen im Hier und Jetzt. Neben dem für seine gesamte Arbeit grundlegenden Bereich der spontanen Zeichnung, erweitert Schnider seit über zehn Jahren seine Grundlagenforschung ins Dreidimensionale der Plastik, die er aus Draht, Holz, Plastik, Kaugummi oder Fundstücken, die gerade im Atelier/Labor zur Hand sind, aufbaut. Diese bisher weitgehend unveröffentlichten Arbeiten sind als räumliche Zeichnungen zu verstehen, die im Gemälde ihre endgültige Form finden. Zum ersten Mal zeigte das Kunstmuseum Solothurn zu Beginn 2011 eine Auswahl der Zeichnungen, Skizzenbücher und Plastiken. Im Haus am Waldsee wird dieser Faden aufgenommen und durch eine Reihe von Gemälden zu einem ersten Gesamtbild des Schaffens der letzten fünfzehn Jahre von Albrecht Schnider in Berlin abgerundet.

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