Art Guide im Haus am Waldsee – Ein Bericht

Art Guide im Haus am Waldsee – Ein Bericht

Foto: Harry Schnitger

Immer samstags und sonntags sowie an Feiertagen stehen Art Guides für unser Publikum als Ansprechpartner*innen zur ausgestellten Kunst zur Verfügung. Isabel Grahn (B.A.) ist seit 2020 Teil unseres Teams und berichtet in ihrem Blogbeitrag von ihrer Tätigkeit im Haus am Waldsee.

 

Das Interpretieren von Kunst ist bekanntlich so eine Sache… Von Expert*innen im Grunde verachtet und doch so reizvoll, geradezu drängend, wenn man tatsächlich vor einem Werk steht. Es stellen sich Fragen nach Entstehung und Bedeutung der oft verheißungsvollen und rätselhaften Darbietungen. Diese Eigenheit von Kunst – der tiefe Riss, der zwischen Kunstrezeption und verstandesmäßiger, rationaler “Entschlüsselung” der Werke verläuft – macht die Aufgabe der Kunstvermittlung zu einem Drahtseilakt. Denn Kunst braucht eine gewisse Offenheit, Neugierde und Unvoreingenommenheit, um zu einer (persönlichen) Erfahrung werden zu können. Andererseits braucht es häufig Impulse, Wissen um den Entstehungskontext, die Technik oder die biografischen Hintergründe der Kunstschaffenden. Manchmal braucht es aber auch einfach nur ein Gegenüber, dass das eigene, persönliche Grübeln in einen echten Dialog verwandelt.

Diese Erfahrung mache ich als Art Guide im Haus am Waldsee praktisch immer: Besucher*innen mit unterschiedlichsten Hintergründen – mal sind es Künstler*innen selbst, die Inspiration in den Ausstellungen suchen, mal sind es Großeltern, die ahnungslos von ihren Enkelkindern nach Zehlendorf zitiert werden – wollen sich einlassen auf die Suche nach Zugängen, nach Erfahrungen und nach Inspiration. Das sind die besten Voraussetzungen, denn immer wieder entstehen so intensive Gespräche mit Besucher*innen, bei denen gemeinsam – und das ist entscheidend – neue Perspektiven und manchmal vielleicht auch Uneinigkeiten entdeckt werden.

Als Art Guide weiß ich zunächst nie, was mich erwartet und muss mich einlassen auf das, was kommt – unvoreingenommen und neugierig. Das ist es, worum es bei echter Begegnung geht, sei es die Begegnung zwischen Personen oder die Begegnung mit Kunst: um ein echtes und unbefangenes Annähern. Ob am Ende den Rätseln, die die Kunst stellt, immer bis ins letzte Detail auf die Schliche gekommen wird, ist dabei für mich zweitrangig. Denn letztlich geht es nicht um das Entschlüsseln dieser “Rätsel” (denn das hieße: Sie sind verschwunden!), sondern um das Schaffen eines Raums, in dem die Auseinandersetzung mit diesen Rätseln möglich wird.

Isabel Grahn

 

Sie sind interessiert an der Arbeit als Art Guide? Das Haus am Waldsee sucht freie Mitarbeiter*innen in der Kunstvermittlung. Weitere Informationen finden Sie hier

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