Corona-Tagebuch: Florian Slotawa aus Südtirol

Corona-Tagebuch: Florian Slotawa aus Südtirol

Florian Slotawa, Lager, 2020, Installationsansicht Galerie von Bartha, Basel, Foto: Ben Koechlin

Wir haben KünstlerInnen, die dem Haus am Waldsee durch Ausstellungen nahestehen, rund um die Welt gefragt, wie ihre Situation momentan aussieht.

Florian Slotawa (*1972) gehört zu den innovativsten Bildhauern in Deutschland, die international ausstellen. Dabei verwendet er oft Inventare, also vorgefundenes Material aus dem Alltagsgebrauch, um ungewöhnliche installative Arbeiten zu realisieren. Slotawa hatte 2005 im Haus am Waldsee eine Einzelausstellung. Er lehrt an der Kunsthochschule Kassel und lebt seit 2019 in Südtirol.

Hier sein Text:

Die Situation mit dem Virus ist hier in Italien ja sehr drastisch und die Stimmung im Land ist wirklich angespannt. Gleichzeitig sind wir bei uns im Dorf recht weit weg von alledem. Wir freuen uns am Blick auf die schneebedeckten Berge und sind viel mit den Kindern draußen. Das aktuelle Projekt ist, dass wir mit ihnen Wildkräuter sammeln und dann Suppen oder Salate damit machen. Der größte Einschnitt durch das Virus ist für uns ganz klar, dass Schule und Kindergarten geschlossen sind und es hier wohl bis Mitte September, also bis zum Ende der Sommerferien, so bleiben wird. Die Kinder den ganzen Tag zuhause zu haben und dabei noch den Schulstoff nachzuholen, ist streckenweise eine echte Herausforderung für uns.

Kurz vor dem Lockdown konnte ich noch meine Ausstellung in Basel bei der Galerie von Bartha aufbauen, die auch unseren Umzug thematisiert: Etwas zeitversetzt zu unserem Wegzug habe ich jetzt auch mein Atelier in Berlin aufgelöst. Das komplette Inventar wurde nach Basel gebracht, wo ich es mit Skulpturen aus dem Depot und der Sammlung der Galerie zusammengeführt habe. Auf diese Weise kommen über das Material auf bildhauerische Weise zwei Einschnitte zusammen: das 50-jährige Jubiläum der Galerie und eben unser Schritt nach Südtirol.

Ich merke, dass ich in meiner Arbeit immer wieder solche Übergangssituationen suche oder sogar brauche. Auch die Ausstellung 2005 im Haus am Waldsee hatte ganz stark damit zu tun, da Katja Blomberg gerade neu ans Haus gekommen war und da es aus meiner Sicht nötig war, auch auf der Materialebene eine Zäsur zu setzen. So sehe ich auch unseren Umzug in die Berge nicht so sehr als eine Flucht aufs Land mit den Kindern, sondern, aus künstlerischer Sicht, als einen bewussten Bruch mit den bestehenden Verhältnissen: damit es nicht eingefahren wird und alles frisch bleibt.

Florian Slotawa

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