Corona-Tagebuch: Katja Strunz aus Berlin

Corona-Tagebuch: Katja Strunz aus Berlin

Biester der Zeit – Lynn Chadwick, Katja Strunz, Hans Uhlmann, Installationsansicht, 2019, Haus am Waldsee, Foto: Roman März

Wir haben KünstlerInnen, die dem Haus am Waldsee durch Ausstellungen nahestehen, rund um die Welt gefragt, wie ihre Situation momentan aussieht.

Katja Strunz (*1970), Bildhauerin, lebt und arbeitet in Berlin. 2019 war ihr Werk unter dem Aspekt der Faltung im Rahmen der Ausstellung „Biester der Zeit  – Lynn Chadwick, Hans Uhlmann, Katja Strunz“ im Haus am Waldsee zu sehen.

Hier ihr Bericht:

Noch bevor erste Veranstaltungen abgesagt wurden, konnten wir am 6. März mit vielen Freunden und Besuchern meine Ausstellungseröffnung bei Contemporary Fine Arts in Berlin feiern. Ein paar Tage später schon habe ich mich zurückgezogen, zunächst aber, um etwas Ruhe zu finden. Meine zwei Jungs, die 8 und 11 Jahre alt sind, lernen nun zu Hause. Die Betreuung und Versorgung nimmt jetzt sehr viel Zeit in Anspruch. Die Kinder selbst sind mir aber auch gute Lehrmeister: Nicht ich bin das Zentrum, nicht einmal mein Ego gehört mir. Loslassen – Leben geschieht durch mich hindurch.

Nach der wöchentlichen Übergabe der Kinder an den Vater, kann ich mich meiner Arbeit widmen. Es stellt sich wieder neu die Frage nach der Aufgabe von Kunst. Seit ein paar Monaten arbeite ich im Studio von Markus Schaller – in einem Bildhaueratelier, wo wir auch jetzt unabhängig arbeiten können und aktuell zusammen eine Außenskulptur für den Skulpturenpark Schlossgut Schwante fertigbauen.

Vor ein paar Tagen fand im Rahmen einer Konferenz der Universität Witten Herdecke online ein Gespräch zwischen Otto Scharmer und Thomas Hübl zum Phänomen des Bezeugens statt. Es ist für mich sehr inspirierend, den Aspekt des Bezeugens für den eigenen künstlerischen Arbeitsprozess zu vertiefen –was es bedeutet, Zeitzeuge zu sein, Zeit zu bezeugen, zu verinnerlichen– das Atelier als Container und Ort, an dem Realität vergegenwärtigt zur Wirklichkeit wird.

Es ist offensichtlich, dass solche kreativen Prozesse gerade auch im Alltag gebraucht werden: das Sicheinlassen auf eine spezifisch-unspezifische Situation, von der man nicht weiß, wohin sie führt – weg von jeglichem post und pre. Es helfen gerade auch keine Algorithmen mehr, sondern vielmehr das Aktivieren von Intention, weil es so etwas noch nie gab.

Meine Ausstellung Space Lips bei CFA kann man jetzt jedenfalls auf einer virtuellen Tour begehen.

Porträt Katja Strunz

Katja Strunz, Foto: Atelier Katja Strunz

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