Corona-Tagebuch: Marcel van Eeden aus Indochina und Zürich

Corona-Tagebuch: Marcel van Eeden aus Indochina und Zürich

Foto: Marcel van Eeden

Wir haben KünstlerInnen, die dem Haus am Waldsee durch Ausstellungen nahestehen, rund um die Welt gefragt, wie ihre Situation momentan aussieht.

Marcel van Eeden ist ein bekannter niederländischer Zeichner und Künstler, der 2011 im Haus am Waldsee eine Einzelausstellung hatte: Schritte ins Reich der Kunst. In seinen Serien geht es van Eeden um die Vergangenheit, die Zeit vor seiner Geburt im Jahr 1965. Mit dieser Zeit, die vermeintlich so sicher ist, weil sie im Gegensatz zur Zukunft ja schon stattgefunden hat, geht der Künstler literarisch-kreativ um, indem er reale Lebensgeschichten von Verstorbenen mit kriminalistischem Humor in immer wieder neue Verstrickungen bringt. Szenen und Texte bezieht er aus dem Internet und überträgt sie zu einzigartig markanten, sprechenden Zeichnungen.

In Angkor Wat sind jetzt wunderbare Fotografien in schwarz-weiß entstanden, die der Atmosphäre seiner Kunst vollkommen entsprechen. Marcel van Eeden studierte an der Königlichen Kunstakademie in Den Haag. Nach vielen Jahren in Berlin lebt er in Zürich und lehrt an der Kunstakademie in Karlsruhe.

Hier lesen Sie sein Update vom 16.4.20

Zurück in Zürich ist es eigentlich nicht viel anders als sonst, dachte ich. In meinem Atelier war ich immer alleine. Aber jetzt kann unser Sohn nicht in die Schule gehen. Und die Stimmung im Supermarkt ist mindestens angespannt zu nennen. Irgendwie hat das in der ersten Zeit Einfluss auf meine Konzentration gehabt. Den ganzen Tag Nachrichten über Krankheit und Tod. Das sorgt für unruhige Träume. Eigentlich sollte man nicht viel Zeitung lesen, es ist nicht gesund. Aber man will es wissen. Der Zustand ist so ungewohnt.

Mittlerweile arbeite ich relativ ruhig weiter. Meine Welt ist so klein wie mein Tisch geworden. Manchmal mache ich draußen einen kleinen Spaziergang. Bald fängt die Akademie in Karlsruhe wieder an, wo ich unterrichte. Alles wird in der ersten Zeit digital stattfinden. Alles innerhalb des Raumes am kleinen Tisch vor mir.

Marcel van Eeden Weg

Foto: Marcel van Eeden

Hier sein Text vom 22.3.20

Im letzten Jahr hatten wir die Idee für eine zweimonatige Reise nach China und Indochina. Losgehen sollte es am 20. Februar 2020. Für unseren neunjährigen Sohn konnten wir eine Befreiung von der Schule erwirken. Dann kamen die ersten Corona-Nachrichten aus China. Alles drehte sich bald um die Stadt Wuhan. Man schien die Situation im Griff zu haben. Wir beschlossen den Chinapart auszulassen, haben alle Flüge umgebucht und uns ganz auf Singapur, Vietnam, Kambodscha und Laos vorbereitet.

Am 19. Februar ging es dann los. Doch während unserer Reise begann die Situation Anfang März dann erst in Italien zu eskalieren und schließlich in ganz Europa. Obwohl es kaum Corona-Fälle in Vietnam und Kambodscha gab, waren wir mehr und mehr die einzigen Gäste in den Hotels, den Museen und Tempelanlagen. Wir beschlossen also nachhause zu fahren. Allerdings dauerte es etwas, bis wir alles umgebucht hatten und uns an den Gedanken gewöhnen konnten, dass wir die Reise nach einem Monat abbrechen mussten.

Zu der Zeit waren wir in Siem Reap, nicht weit von der Tempelanlage von Angkor Wat. Normalerweise ist diese Anlage von tausenden Touristen überflutet. Nun fühlte es sich so an, als wären wir ganz allein in der großen, geheimnisvollen Anlage. Es war wunderschön, wie im Traum. Wir fühlten uns wie Forscher im 19. Jahrhundert, die die Tempelstadt gerade zum ersten Mal entdeckten.

Marcel van Eeden, Angkor Wat

Tempelanlage von Angkor Wat, Fotos: Marcel van Eeden

Marcel van Eeden, Angkor Wat
Marcel van Eeden, Angkor Wat
Marcel van Eeden, Angkor Wat
Marcel van Eeden, Angkor Wat
Marcel van Eeden, Angkor Wat

Marcel van Eeden, Foto: Lukas Giesler

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