Videokunstprogramm:
Erik Schmidt “Cut/Uncut” 2016
Der Film des Malers, Illustrators und Videokünstlers Erik Schmidt, Cut/Uncut (2016), entstand während eines Stipendienaufenthaltes in Tokio. Locker schlendert der Künstler in einem westlichen Geschäftsanzug scheinbar ziellos durch die Metropole. Sein Besuch in einem Fast-Food-Restaurant und in einer Pachinkohalle wirken alltäglich. Trotz seines Versuchs, sich in der fremden Umgebung „normal“ zu verhalten, ist sein Anderssein auf Schritt und Tritt zu spüren. Als großer weißer Mann fällt er zwischen den Menschenmassen asiatischer Herkunft sofort als „Gaijin“, als Fremder auf. Sobald eine Interaktion wie das Essen oder das Spielen ansteht, fällt seine westlich-kulturelle Prägung in jeder kleinen Geste auf.
Im zweiten Teil des Films vollzieht der Künstler den kulturellen Übergang und zerschneidet mit stoischer Miene seinen Anzug, bis dieser wie ein traditionelles japanisches Gewand aussieht. Als symbolischer Akt erinnert das Zerschneiden des Anzugs an das Abstreifen einer Haut. Die endgültige Verwandlung findet dann am Ende statt, wenn der Künstler sich seiner verbliebenen Kleidung ganz entledigt und ins Meer taucht.
Erik Schmidt (*1968 in Herford) lebt und arbeitet in Berlin. Seine malerischen Werksserien stehen in enger Relation zu seinen Videoarbeiten, in denen er die Verhaltensrituale gesellschaftlicher Subsysteme untersucht und wiederholt in deren Umfeld eintaucht. Schmidts Arbeiten waren in internationalen Ausstellungen vertreten, u.a. im Hamburger Bahnhof, Berlin; KW Institute for Contemporary Art, Berlin; MARTa Herford, Herford; Museo Reina Sofia, Madrid, Spanien; Woodone Museum, Hiroshima, Japan; Museo de las Artes, Guadalajara, Mexico. 2012 zeigte das Haus am Waldsee Schmidts erste institutionelle Einzelausstellung in Berlin, „Downtown“.