Videokunstprogramm:
Nina Fischer & Maroan el Sani
“Toute la mémoire du monde” 2006
Die alte Bibiothèque Nationale de France im Zentrum von Paris steht zu großen Teilen leer. Elf Etagen Magazin und ein großer historischer Lesesaal liegen brach. Diese Bibliothek war 1956 Schauplatz eines Films von Alain Resnais, dem Regisseur von „Hiroshima mon amour“ und „Letztes Jahr in Marienbad“.
In seinem 20-minütigen Dokumentarfilm „Toute la mémoire du monde“ zeigt Alain Resnais, wie die Bibliothek als Speicher allen Wissens dieser Welt funktionierte, wie an einem normalen Tag Bücher, Zeitschriften, Pläne und andere Schätze dort ankommen, katalogisiert werden und ihren Weg in die Archive finden, um von dort wieder den LeserInnen in den Lesesälen zur Verfügung gestellt zu werden. Diese können, wie Resnais sagt, durch das Lesen der Bücher ein Stück des universellen Wissens verinnerlichen und somit einen „Schlüssel“ erhalten.
50 Jahre später: Der Ort wirkt verlassen. Ein apokalyptisches Bild. Das Wissen ist verschwunden. Die Bilder des leeren Lesesaals und der leeren Magazine implizieren sofort den Verlust dieses „Schlüssels“, den Zugang zum Wissen.
Nina Fischer (*1965 in Emden) und Maroan el Sani (*1966 in Duisburg) arbeiten seit 1993 in Film- und Fotoprojekten zusammen, die sich vorrangig mit urbanen Räumen und dem kollektiven Gedächtnis beschäftigen. Als Duo haben sie an zahlreichen internationalen Ausstellungen teilgenommen, u.a. an der Manifesta 13, Marseille 2020, Videonale, Bonn 2019, Media City Seoul Biennale 2014, 2012, Istanbul Biennale 2007, Liverpool Biennale 1999 und der Berlin Biennale 1998. Fischer und el Sani leben und arbeiten in Berlin.