Hans Uhlmann
Entfaltung (1966)

Hans Uhlmann_c_Roman März

Hans Uhlmann, Entfaltung, 1966, Chrom-Nickel-Stahl, schwarz getönt, 300 x 160 cm, Foto: Roman März

Die Chrom-Nickel-Stahl-Plastik Entfaltung von Hans Uhlmann (Berlin, 1900 – 1975) entstand 1966 für die staatliche Ingenieurschule Bielefeld und stellt Uhlmanns fünfzehnte Auftragsarbeit dar. Im Rahmen der Ausstellung Lynn Chadwick, Katja Strunz, Hans Uhlmann, in der wir uns im Sommer 2019 ausführlich dem Thema Faltung in der Bildhauerei des 20. und 21. Jahrhunderts gewidmet haben, reiste die Arbeit als Leihgabe an den Waldsee. Dort ist sie noch bis voraussichtlich Juli 2020 zu sehen. Nutzen Sie also die Gelegenheit diese wunderbare Arbeit in Augenschein zu nehmen und mit anderen Plastiken des Bildhauers in Berlin – vor allem mit der Plastik vor der Deutschen Oper – zu vergleichen.

Hans Uhlmann war ausgebildeter Ingenieur. Erst in den 1930er Jahren begann er neben seiner Tätigkeit als Dozent an der Berliner Technischen Universität ein privates Kunststudium. Es entstanden erste Plastiken aus Eisendraht, die er in der Galerie Gurlitt ausstellte. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab Uhlmann seinen Brotberuf dann sehr bald auf. Obwohl ohne künstlerisch-akademische Ausbildung entschloss er sich, sein Leben fortan der Bildhauerei zu widmen. Binnen weniger Jahre entwickelte er sich zum führenden Stahlbildhauer in Deutschland. Mitte der 1950er Jahre übernahm Uhlmann eine Professur an der Berliner Hochschule der Künste. Nicht nur in Berlin war er bald einer der gefragtesten deutschen Künstler der Nachkriegszeit, die im Wiederaufbau zahlreiche Wettbewerbe für Kunst im öffentlichen Raum gewannen und international zu großen Ausstellungen eingeladen wurden.

Uhlmanns erste Werke nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden als halbabstrakte, lyrische Gebilde, die jeweils aus einem einzigen Draht geschaffen Körperkonturen von Vögeln und Insekten in den Raum „zeichneten“. Ganz nach den Vorgaben von Antoine Pevsner und Naum Gabo, die im Realistischen Manifest 1922/23 eine moderne Plastik ohne Körpervolumen gefordert hatten, waren diese Arbeiten transparent und auf ein Mindestmaß an Volumen reduziert.

Als mathematisch-technisch orientierter Mensch entwickelte Uhlmann ab den frühen 1950er Jahren dann Plastiken aus geschnittenen Stahlplatten, die er, als wären sie aus Papier gefaltet, in engen Dialog mit dem Raum versetzte. Dazu gehören ab 1962 auch Arbeiten wie Entfaltung.

Im Gegensatz zu den frühen Drahtplastiken, denkt Uhlmann hier vom Kern einer Form her und entfaltet sie nach außen. Über einem diagonal gerichteten Standbein entwickelt sich unsere Entfaltung wie eine aufblühende Knospe, die sich zum Licht hinwendet. Die Arbeit entstand für den Außenraum einer Hochschule. Hier gehen junge Menschen ein und aus, die sich durch Bildung entwickeln, entfalten und wachsen. Stets fand Uhlmann in seinen Auftragsarbeiten Metaphern, die die Nutzung der Gebäude mit dem Formvokabular seiner beeindruckenden Plastiken in Einklang brachten.

Bitte lesen Sie mehr zu den Arbeiten von Hans Uhlmann im öffentlichen Raum in Berlin.

Und hier können Sie den Katalog Biester der Zeit – Lynn Chadwick, Katja Strunz, Hans Uhlmann erwerben.