Corona-Tagebuch: Shahar Marcus aus Tel Aviv

Wir haben KünstlerInnen, die dem Haus am Waldsee durch Ausstellungen nahestehen, rund um die Welt gefragt, wie ihre Situation momentan aussieht.

Shahar Marcus am 21.3.20 aus Tel Aviv

Ich sitze gerade in meinem Atelier und unterrichte Videokunst über einen Onlinekanal. Zum Glück sind die Universitäten offen für online learning, so dass ich genug zu tun habe.  In Israel sind wir jetzt angewiesen worden zuhause zu bleiben, nur zum Supermarkt zum Einkaufen zu gehen und nicht mehr als zehn Personen im Freien zu treffen. Natürlich sind alle kulturellen Veranstaltungen abgesagt und geschlossen.

Gestern sollte eigentlich mein neuer Katalog im Eretz Israel Museum im Rahmen meiner Einzelausstellung dort vorgestellt werden. Natürlich wurde auch dies abgesagt und meine Ausstellung geschlossen. Gerade habe ich auch eine Galerieausstellung gehängt, aber sie konnte am Ende nicht eröffnet werden. Meine laufende Ausstellung zusammen mit Nezaket Ekici in der Stadtgalerie Nordhorn in NRW musste auch geschlossen werden. Immerhin haben wir dort am 21. Februar noch eine große Eröffnung gehabt kurz bevor die Welt mit dem Runterfahren aller kulturellen Aktivitäten begonnen hat.

Alle geplanten Ausstellungen wurden verschoben oder abgesagt. Aber ich freue mich darüber, dass ich immer noch Arbeit habe und eine wunderbare Familie (meine Frau und zwei Töchter), die die ganze Zeit bei mir sind, sodass wir viel Zeit miteinander haben. Dennoch hoffe ich auf bessere, hellere Tage.

Shahar Marcus wurde 1971 in Israel geboren und lebt heute als Video- und Performancekünstler in Tel Aviv. Seit 2012 arbeitet er mit der türkisch-deutschen Performancekünstlerin Nezaket Ekici zusammen, die 2015 im Haus am Waldsee eine große Einzelausstellung hatte. 2018 fand im Rahmen eines Sommerfestivals im Skulpturenpark des Hauses die Live-Performance „Honey Project“ mit Nezaket Ekici und Shahar Marcus statt.

Fotos: Andreas Dammertz