
Nina Könnemann, BLOCKEN Frankfurt Marathon en direct, 2023, Filmstill / Nina Könnemann, Lithic Reduction, 2023–25, Foto: Nina Könnemann
Nina Könnemann
BLOCKEN / Further Reductions
25.5. – 14.9.2025
Im Mai 2025 präsentiert das Haus am Waldsee eine umfassende Einzelausstellung der in Berlin lebenden Künstlerin Nina Könnemann. In ihrer Arbeit interessiert sich Könnemann für die Art und Weise, wie Menschen im öffentlichen Raum agieren und richtet den Fokus auf marginale Umgebungen, alltägliche Verhaltensweisen und subkulturelle Dynamiken. Präzise und scharfsinnig dokumentiert sie, wie unausgesprochene gesellschaftliche Konventionen Handlungen im öffentlichen Raum prägen. Häufig widmet sich ihre Kamera den Übergangszonen sozialer Ereignisse: Schauplätzen am Rande von Festivals, Demonstrationen, Sportveranstaltungen oder anderer Massen-Events, sowie den Spuren, die Menschen dort hinterlassen. Diese zunächst unscheinbaren Momente verdichtet Könnemann zu filmischen Reflexionen über unbeachtete gesellschaftliche Mechanismen und schafft damit Porträts der Gegenwart anhand inoffizieller Narrative.
Unter dem Titel BLOCKEN zeigt Nina Könnemann im Erdgeschoss des Hauses am Waldsee eine neue Reihe von Videoarbeiten, die im Rahmen eines dezentralen, kollaborativen Produktionsprozesses entstanden sind. Ohne festgelegte Dramaturgie entfaltet sich das Bildgeschehen in Echtzeit – etwa in den letzten Momenten eines Marathons oder während der finalen Liftfahrten einer Skisaison. Aufnahme, Auswahl und Montage erfolgen simultan und lenken den Blick nicht nur auf das Ereignis selbst, sondern auch auf die Bedingungen seiner filmischen Erfassung. Im Obergeschoss versammelt Further Reductions neue Arbeiten, in denen Könnemann ihre skulpturale Serie Lithic Reductions (seit 2015) weiterführt – feine Keramikobjekte, die formal an prähistorische Werkzeuge erinnern. In Auseinandersetzung mit der Subkultur des sogenannten „Knappings“ – einer Community von Hobbyist*innen, die neolithische Artefakte nachbilden und dabei spekulativ Denkweisen der Steinzeit rekonstruieren – erkunden diese Arbeiten, wie sich Formen im Spannungsfeld von Absicht und Improvisation entwickeln und stellen das Material als Träger von Erinnerung und kultureller Bedeutung in den Fokus.
Ob in flüchtigen Bewegungen am Rand öffentlicher Ereignisse oder in archaisch anmutenden Objekten, die zwischen Vergangenheit und Gegenwart oszillieren: Könnemanns Arbeiten verdeutlichen, wie Wahrnehmung und Bedeutung stets an Prozesse gebunden sind – an Praktiken der Reibung, Umkodierung und Verdichtung, die meist jenseits der zentralen Blickachsen liegen.
Nina Könnemann (geb. 1971 in Bonn) lebt und arbeitet in Berlin. Zu ihren jüngsten Einzelausstellungen gehören unter anderem Präsentationen bei Gandt, New York (2023), Lars Friedrich, Berlin (2022), High Art, Paris (2021), Montos Tattoo, Vilnius (2021) sowie House of Gaga, Los Angeles (2018). Überdies waren ihre Arbeiten in zahlreichen Gruppenausstellungen zu sehen, zuletzt unter anderem bei Fluentum, Berlin (2024), FRAC Lorraine, Metz (2024), Sammlung Goetz, München (2022), mumok, Wien (2022, 2019), Kunsthaus Glarus (2021), Francesca Pia, Zürich (2020) und Belvedere 21, Wien (2019). Ihre performativen Videoarbeiten wurden unter anderem bei Treize, Paris (2023), im Centre Pompidou, Paris (2017), im Museum Brandhorst, München (2016) und im KW Institute for Contemporary Art, Berlin (2017) gezeigt.
Kuratiert von Beatrice Hilke
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Verlag Bierke Books.
Ausstellungsbooklet zu BLOCKEN / Further Reductions
Die Ausstellung wird gefördert durch:

Haus am Waldsee wird gefördert durch:

