Corona-Tagebuch: Markus Jeschaunig aus Graz
Wir haben KünstlerInnen, die dem Haus am Waldsee durch Ausstellungen nahestehen, rund um die Welt gefragt, wie ihre Situation momentan aussieht.
Der Architekt und Künstler Markus Jeschaunig, geboren 1982, erforscht in seiner künstlerischen Arbeit die Wechselbeziehung zwischen Kultur und Natur. Seine Arbeit „The Weather Project“ ist seit 2018 im Skulpturenpark auf dem Waldsee installiert.
Hier sein Bericht vom 30.3.20:
Ja der Ausnahmezustand ist drastisch, ich frage mich ständig nach dem danach, wie es wohl politische Strukturen, Entscheidungsprozesse und Lebenswelten verändert. Österreichs Regierung nimmt alles sehr streng, sie machen das sehr professionell und ruhig, was gut ist.
Führt mich natürlich ins Homeoffice. Arbeiten ist ein wenig schwer so ganz ohne Atelier. Aber man hat eine Ruhe und Konzentration. Bei den ersten Gartenarbeiten und Baumschnitten draußen kann ich viel in Gedanken versinken. Ich mag das sehr.
Auf Grund von Ausfällen und Verschiebungen sämtlicher Kunst im öffentlichen Raum-Projekte und Ausstellungen stellt sich für mich als Künstler jetzt ein sehr prekärer Zustand ein. Bedenklich ist, dass das Kulturleben als allererstes beendet wurde. Ich frage mich, welche aktive Rolle künstlerisches Denken in so einer Situation genau spielen könnte?
Den etwas zur Ruhe gekommenen Geist bewegen Gedanken, wie schnell gesellschaftliche Maßnahmen im Fall einer direkten Bedrohung durchgesetzt werden können. Immerhin kreist meine künstlerische Arbeit sehr um derartige Entscheidungsprozesse. Gleichzeitig sind saubere Luft, Bewegungsmuster von Tieren in Städten, Rückgang von Emissionen und klareres Wasser auch poetische Gedankenöffner. Welche Chance ein System-Restart auch mit sich bringen kann, um alten Ballast abzuwerfen, anstatt direkt zum Business-as-usual zurückzukehren. Beeindruckend finde ich jedenfalls wie die Menschen in Graz sehr eng zusammenhalten und die Lage von früh an sehr ernst nehmen.